Vermögensplanung

Wenn es um die Finanzen des Konzerns geht, ist Harald Manteuffel ein ganzer Mann. Dank eines großen Mitarbeiterstabs und mit Hilfe ausgefeilter Steuerungsinstrumente schiebt der zweiundfünfzigjährige Controller jährlich Milliarden so hin und her, dass die Firma ihren Aktionären schon seit vielen Jahren einen Traumabschluss nach dem anderen vorlegen kann. Ganz anders sieht es aber bei den privaten Finanzen des Topmanagers aus. Da ist Manteuffel ein armer Teufel. Denn um sie kümmert er sich so wenig, dass er den Überblick längst verloren hat. Zwar weiß der Diplom-Kaufmann, das er jährlich um die 250.000 EUR nach Hause bringt. Doch ihm ist schleierhaft, wo das ganze Geld bleibt. 

In dieser Beziehung ist Manteuffel kein Einzelfall. Denn in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft begegnet man dem Widerspruch zwischen beruflichem Erfolg und privatem Misserfolg auf Schritt und Tritt – auch in finanzieller Hinsicht. Freiberufler und Selbständige können hiervon auch ein Lied singen. Dafür sind im wesentlichen sechs Gründe verantwortlich. 

  • Erstens: Besserverdienende sind beruflich so überlastet, dass sie für ein Privatleben kaum Zeit haben. Wenn aber schon einmal ein freier Samstag oder Sonntag für die Familie herausspringt, haben sie keine Lust, sich in dieser knappen Zeit auch noch mit den eigenen Finanz- und Steuerproblemen herumzuschlagen. 
  • Zweitens: Neun von zehn Haushalten kennen ihre finanzielle Lage nicht – oftmals ist gar nicht bekannt, welche Verträge im Laufe der Zeit abgeschlossen worden sind. Wichtige Zahlen wie etwa das Verhältnis von Guthaben zu Schulden oder die Finanzlage bei Krankheit, Berufs­unfähig­keit oder Tod sind böhmische Dörfer. 
  • Drittens: Vielen Besserverdienenden fehlt in finanziellen Dingen das Fachwissen. Das gestehen sie auch ein. Unverständlich bleibt allerdings, warum angesichts dieser Tatsache dann Verträge mehr oder weniger blanko – im Vertrauen auf einen positiven Ausgang – unterschrieben werden. 
  • Viertens: Banken und Versicherungen nutzen diese Lücken aus und verkaufen ihre Dienstleistungen. Die Finanzlage ihrer Kunden kennen sie meistens nur oberflächlich. Solange alles gut geht, interessieren sie sich dafür auch gar nicht näher. 
  • Fünftens: Die eigentlichen Berater wie etwa Anwälte oder Steuerberater kümmern sich vorrangig um rechtliche oder um steuerliche Probleme. Finanzberatung und Finanzkontrolle in privaten Haushalten interessiert sie weniger. 
  • Sechstens: Bei der Abwicklung von Finanzgeschäften und bei der oft langweiligen und zeitraubenden Vermögensverwaltung sind Besserverdienende auf sich allein gestellt. Verkauft ist verkauft – die Vermittler haben sich mit ihrer Provision zurückgezogen. Was danach kommt, berührt sie nur noch am Rande. Denn das verspricht keinen schnellen Umsatz mehr. Laufende Beratung und permanenter Check-up sind Fremdworte. 

Hier ist permanente Finanzplanung angesagt. Dahinter verbergen sich Spezialisten, die nichts anderes machen, als die privaten Finanzen von Besserverdienenden wieder auf Vordermann zu bringen. 

Am Anfang steht eine Datenaufnahme, die sich oftmals zu einer schweißtreibenden Knochenarbeit entwickelt. In einem Datenordner, der je nach Haushalt bis zu 20 Sachgruppen umfasst, wird für jeden Vertrag ein Stammdatenblatt angelegt. Darüber hinaus gibt es in jeder Sachgruppe eine Vertragsübersicht. Die Daten der einzelnen Verträge werden dann zu Eckdaten zusammengefasst: wie hoch sind die Guthaben, wie hoch die Schulden, wie steht es um die Liquidität. Genauso wichtig sind die Kennzahlen über die Vermögenslage bei Krankheit, Berufs­unfähig­keit oder Tod. 

Der Datenordner und seine Auswertung sind für viele Besserverdienende ein Spiegel, in dem sie sich nur ungern wiedererkennen: hohes Einkommen, noch höhere Ausgaben, komplizierte und starre Finanzierungen, magere Anwartschaften auf staatliche Renten, ein Wust von teuren und unnötigen Versicherungen, oftmals drei oder vier Steuersparmodelle, die gesunde Haushalte in kranke Kassen verwandeln. 

Viel schwieriger als die nackte Aufnahme solcher Daten ist deren Bewertung. Denn nur wenige Besserverdienende wissen genau, was sie wollen. Diese Analyse ist die hohe Kunst der Vermögensplanung. Bis wann sollen zum Beispiel die bestehenden Verbindlichkeiten abgetragen worden sein, wie hoch soll die Rente im Alter sein, auf welche Weise können diese Ziele bei einem risikofreudigen oder einem eher zurückhaltenden Besserverdienenden erreicht werden? 

Wenn die Daten aufgenommen und die Ziele formuliert worden sind, ist schon viel erreicht worden. Denn nun können die einzelnen Verträge bewertet werden, ob sie mit den gesteckten Zielen vereinbar sind, ob sie günstig oder zu teuer abgeschlossen worden sind. Danach beginnt das große „Ausmisten“. Finanzierungen werden dem Berufsleben fristengleich angepasst. Versicherungen werden ausgedünnt: unnütze Policen stillgelegt, wichtige dagegen, etwa die oft unbekannte Absicherung gegen Berufs­unfähig­keit, eingeführt oder erweitert. Verlustbringende Steuersparmodelle werden nach Möglichkeit abgestoßen. 

Den Schluss einer umfassenden Vermögensplanung bilden mittel- und langfristige Anlagestrategien. Denn die meisten Besserverdienenden haben es versäumt, durch einfaches Sparen und durch wohlüberlegtes Anlegen zu Wohlstand zu kommen. Vielfach ist die klassische Geldanlage mit Steuersparen und Verschuldung verwechselt worden. Statt dessen rücken jetzt wieder altbewährte Anlagen in den Mittelpunkt des Interesses: Festgelder und Geldmarktfonds als Liquiditätsreserve; Festverzinsliche als mittelfristige und im Notfall schnell liquidierbare Anlage; Aktien (Aktienfonds), Lebensversicherungen und die eine oder andere Immobilie zur langfristigen Altersversorgung. 

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